Auf dem Rheinsteig

Von St. Goarshausen nach Kestert

Fotos und Text © Michael Metzger, 2022.

An einem schönen Sonntagmorgen im Mai mache ich mich auf den Weg, um auf dem Rheinsteig von St. Goarshausen nach Kestert zu wandern. Die circa 15km (inklusive „Umweg“ über den Klettersteig Rabenacksteig) lange Wanderung beginnt am Bahnhof in St. Goarshausen, ganz in der Nähe der berühmten Loreley.

Nach einer kurzen Orientierung finde ich den Weg, der mich direkt auf den Rheinsteig führt. Der Rheinsteig wartet bereits kurz nach dem Start mit einem steilen Anstieg auf. Nach wenigen Minuten des Bergaufgehens muss ich mich entscheiden: Folge ich dem Rheinsteig oder verlängere ich die Wanderung, indem ich dem Klettersteig Rabenacksteig folge?

Obwohl meine Mobilität durch einen 50-Liter-Wanderrucksack auf dem Rücken eingeschränkt wird und ich das Extra-Gewicht meines kompletten Reisegepäcks mit mir schleppe, entscheide ich mich für den Bogen über den Rabenacksteig. Denn der laut Beschreibung alpinen Charakter besitzende Klettersteig verspricht nicht nur Abwechslung, sondern auch eine schöne Aussicht von der Aussichtskanzel Rabenack.

Kletterpassage auf dem Rabenacksteig

Über mehrere Leitern und mit Stahlseilen gesicherte Felsen erreiche ich schließlich die Aussichtskanzel. Hier tut sich eine beeindruckende Aussicht in beide Richtungen des Rhein auf.

Panoramablick von der Aussichtskanzel Rabenack

Hinter der Aussichtskanzel folgt ein recht steiler, aber kurzer Anstieg zu einer Bank, die zur Rast einlädt. Wenige Meter von hier entfernt, treffe ich wieder auf den Rheinsteig, dem ich dann bis Kestert folge. Doch zunächst genieße ich auf der Bank, hoch über dem Rhein sitzend, den Ausblick in Richtung Loreley:

Oberhalb des Rabenacksteig – Blick zur Loreley

Auch der Blick in die andere Richtung lohnt sich: Rechts des Rheinufers erheben sich mit Weinreben bestandene Hänge.

Weinanbau am Rheinufer

Trotz des schönen Wanderwetters sind an diesem Sonntagmorgen nur wenige Wanderer unterwegs, so dass die Eindrücke der umgebenden Natur das Wandererlebnis prägen. Der Weg steigt bald weiter an und verläuft schließlich oberhalb der Weinberge.

Über den Weinbergen – Blick auf den Rhein

Wenig später zeigt sich zum ersten Mal einer der Höhepunkte der Wanderung – die Burg Maus:

Burg Maus

Durch den Wald führt der Rheinsteig nun hinab bis zur Burg. Diese finde ich allerdings verschlossen vor, so dass ich sie leider nicht besichtigen kann. Etwas enttäuscht setze ich meinen Weg fort. Dieser führt weiter bergab durch den Wald bis in die Ortschaft Wellmich am Rhein, die ich durchquere. Dann führt mich der Rheinsteig wieder in den Wald hinein und einen weiteren Berg hinauf. Beim Anstieg ist die Burg Maus nochmals gut zu sehen:

Blick zur Burg Maus aus Richtung Wellmich

Nachdem ich eine Zeit lang bergauf durch den Wald gewandert bin, erreiche ich schließlich wieder in etwa die Höhe der Burg Maus, die von hier ein romantisches und für den Mittelrhein charakteristisches Fotomotiv abgibt:

Ein letzter Blick zur Burg Maus

Nun führt der Weg weg vom Rhein und verläuft zu einem guten Teil durch dichten Wald. Schließlich führt der Rheinsteig einen schmalen Felsenpfad oberhalb der Pulsbachklamm entlang. Hier passiere ich verschiedene Aussichtspunkte.

Felsenpfad in der Nähe der Pulsbachklamm

An einer Abzweigung kann man schließlich nach links in die Pulsbachklamm absteigen. Aus Neugier gehe ich einige Meter in die Klamm hinein, wo der Wald sehr dicht ist und eine bemerkenswerte Stille herrscht. Nach einer kurzen Pause, in der ich die Atmosphäre des Waldes bewusst wahrnehme, kehre ich um und folge weiter dem Rheinsteig.

Dieser führt mich bald in die kleine Ortschaft Oberkestert. Hier liegt direkt am Weg „Uschis Wanderstation“, eine kleine Pension mit gemütlichen Sitzgelegenheiten im Freien. Wie ich beim Vorbeigehen feststelle, haben sich hier bereits einige Wanderer versammelt und nutzen die Gelegenheit, in idyllischer Atmosphäre Hunger und Durst zu stillen.

Da ich mein Ziel Kestert fast erreicht habe, beschließe ich spontan, mich hinzuzugesellen und ebenfalls eine Pause einzulegen, um mich mit einem kühlen Getränk zu erfrischen. Die Mittagssonne strahlt mittlerweile heiß vom Himmel. Ich genieße das Ambiente, das mich an eine gemütliche Gartenlaube erinnert. Nach einer kleinen, stärkenden Rast folge ich einem schmalen Wiesenweg bergabwärts.

Dieser führt zu einer Abzweigung. Nach rechts führt der Weg bergab nach Kestert. Links geht es einige Meter zu einem Aussichtspunkt. Neugierig auf die Aussicht unternehme ich diesen letzten Abstecher vor dem Ziel und werde nochmals mit einem sehenswerten Blick auf den Rhein belohnt.

Aussichtspunkt oberhalb von Kestert

Schließlich wandere ich noch einige Minuten bergab, um an den Zielort Kestert zu gelangen. In dieser beschaulichen Ortschaft am Rheinufer warte ich auf die Regionalbahn, die mich nach Rüdesheim bringen soll. Bei der Rückfahrt fahre ich in entgegengesetzter Richtung entlang der zuvor erwanderten Strecke. Die Fahrt ist nochmals eine sehr gute Gelegenheit, die beeindruckende Kulisse des Mittelrheintals zu bestaunen.

Bilder vermögen die besondere Atmosphäre am Rhein oft nur unzureichend auszudrücken. Auf den ersten Blick mag es spektakulärere Ausflugsziele geben. Nach meiner Wahrnehmung ist ein Besuch am Rhein, besonders am Mittelrhein, jedoch stets etwas Besonderes. So endet die Wanderung mit einem äußerst zufriedenen Gefühl und dem Wunsch, möglichst bald an den Rhein zurückzukehren.