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Großer Daumen und Engeratsgundsee

Eine malerische Rundwanderung in den Allgäuer Hochalpen.

Fotos & Text © Michael Metzger, 2022

Die heutige Wanderung führt durch die Allgäuer Hochalpen bei dem bekannten Wintersport- und Kurort Oberstdorf, von dessen Umgebung ich bereits berichtet habe (vgl.: Rubihorn und unterer Gaisalpsee). Die Wetterbedingungen sind beinahe optimal und die Wanderung erfolgt unter nahezu wolkenlosem Himmel.

Ich beginne die Wanderung am Bahnhof Oberstdorf. Von dort gehe ich durch die Fußgängerzone bis zur Talstation der Nebelhornbahn, wo ich ein Ticket für die Fahrt zur Station Höfartsblick auf 1932 m sowie für die Rückfahrt ins Tal löse. Hin- und Rückfahrt zusammen schlagen mit 38 EUR zu Buche, was möglicherweise manche abschrecken wird.

Die nur wenige Minuten dauernde Fahrt bietet allerdings schöne Ausblicke aus der Gondel und sie erspart vor allem eine Gehstrecke, auf der mehr als 1000 Höhenmeter zu überwinden sind. Am Höfartsblick angekommen, sind beim Blick Richtung Tal Oberstdorf und die Seealpe zu erkennen.

Blick ins Tal vom Höfartsblick (1932 m)

An der Station Höfartsblick beginnt die eigentliche Wanderung. Mein Hauptziel auf dieser Tour ist der Große Daumen, ein 2280 m hoher Berg der Daumengruppe, zu dem ich mich nun aufmache. Bereits kurz hinter dem Höfartsblick steigt der beschilderte Pfad steil an.

Blick zurück zur Bergbahnstation Höfartsblick

Nachdem dieser erste Anstieg überwunden ist, flacht der Weg deutlich ab. Er führt nun fast parallel zum Hindelanger Klettersteig am Berg entlang. Dabei bleiben zahlreiche Alpengipfel und -täler immer im Blick. Entlang des Weges wachsen die für diese Gegend charakteristischen Latschenkiefern.

Auf dem Weg zum Großen Daumen (2280m)

Obwohl der Weg nicht steil ist, erfordert er eine gewisse Aufmerksamkeit und Trittsicherheit. Immer wieder sind felsige Passagen zu überwinden. Der Einsatz der Hände ist dazu aber nicht notwendig. Ich bin noch nicht weit gekommen, als ich bemerke, dass mein linker Schuh nicht mehr fest sitzt. Ein Blick hinunter offenbart, dass der Schnürsenkel meines Wanderstiefels gerissen ist.

Damit hatte ich nicht gerechnet, obwohl meine Wanderstiefel bereits mehrere Jahre und zahlreiche Kilometer auf dem Buckel haben. Einen Ersatzschnürsenkel habe ich also nicht dabei. Daher lege ich notgedrungen eine Pause ein, um die Schnürung des Stiefels provisorisch zu reparieren, was zu meiner großen Freude schließlich hinreichend gut funktioniert.

Kurz darauf erreiche ich dann bereits einen von mehreren Seen auf dieser Wanderung – den kleinen, aber wunderschönen Koblatsee, in dem sich die teils noch mit Schnee bedeckten, benachbarten Gipfel und Hänge spiegeln.

Der Anblick des abwechselnd tiefblauen und türkisfarbenen Wassers weckt den Drang, ein erfrischendes Bad im See zu nehmen. Doch da noch weitere Seen entlang des Weges warten, mache ich hier lediglich eine kurze Pause, um Fotos aufzunehmen und setze meine Tour dann ohne Rast fort.

Nur wenig Zeit vergeht bis ich den nächsten See erreiche. Dieser ist größer, jedoch nicht weniger schön. Der Laufbichelsee liegt an der Stelle, an welcher der Weg zum Großen Daumen abzweigt. Auch hier entscheide ich mich gegen eine Pause, in der Hoffnung, auf dem Rückweg nochmals die Gelegenheit für einen Abstecher zum Seeufer zu finden.

Oberhalb des Laufbichelsees

Der Weg steigt nun wieder steiler an. Serpentinenartig schlängelt er sich hinauf in Richtung des Gipfels des Großen Daumen. Beim Blick zurück präsentieren sich spitze Gipfel der Alpen im strahlenden Sonnenlicht.

Aufstieg zum Großen Daumen

Kurz bevor sich der Weg mit dem vom Hindelanger Klettersteig herführenden Pfad vereinigt, fällt eine kuriose, wellenförmige Schnee- und Eiswand ins Auge, die sich trotz ungehinderter Sonneneinstrahlung noch an den Berg schmiegt.

„Eiswelle“ unterhalb des Gipfels des Großen Daumen

Nachdem ich diese Stelle passiert habe, biege ich nach rechts ab. Der Gipfel ist bereits in Sichtweite. Von links kommen Kletterer, die den Hindelanger Klettersteig überwunden haben, der an diesem Tag stark frequentiert ist, wie ich erfahre. Nach wenigen Minuten stehe ich schließlich am Gipfel des Großen Daumen auf 2280 m.

Es bietet sich eine grandiose Aussicht in alle Himmelsrichtungen. Zahlreiche Alpengipfel sind in der Ferne zu sehen. Ebenso habe ich einen Blick auf das Nebelhornmassiv und den Hindelanger Klettersteig.

Hier lege ich eine ausgedehnte Mittagspause ein und genieße das Panorama. Schließlich bin ich bereit zum Aufbruch. Es stellt sich die Frage, ob ich den Weg wieder zurück gehe oder noch neues Gebiet erkunde. Die Schilder am Gipfel weisen den Weg zum Engeratsgundsee, an dem der Hinweg nicht vorbeigeführt hat.

Ich entscheide mich für den alternativen Rückweg. Daher breche ich vom Gipfel auf in Richtung des Kleinen Daumens. Bald überschreite ich einen Grat. Auf diesem zeigt sich bereits der auffällig leuchtende Engeratsgundsee im Tal.

Grat zum Kleinen Daumen – Erster Blick auf den Engeratsgundsee

Zur Linken des markanten Felsens auf dem obigen Bild steige ich ab zum See. Die ersten Meter sind technisch die größte Herausforderung des Tages, da der Weg recht steil abfällt und der Untergrund wenig festen Halt bietet. Also lasse ich besondere Vorsicht walten und drossele das Tempo etwas.

Schließlich wird der Untergrund wieder fester und ich steuere nun bergab fast direkt auf den Engeratsgundsee zu, hinter dem sich zahlreiche Alpengipfel gen Himmel recken.

Abstieg zum Engeratsgundsee

Der Abstieg zieht sich gefühlt in die Länge. Der See scheint bereits nahe, doch es dauert dennoch seine Zeit, bis ich ihn erreiche. Als ich mich dem Ufer nähere ist es bereits am Nachmittag. Trotz der Höhe sind die Temperaturen hoch und die Sonne brennt unerbittlich vom Himmel. Vor mir liegt ein nahezu verlassener Bergsee, an dessen Ufer sich lediglich ein paar Wanderer tummeln.

Engeratsgundsee

Da noch ein gutes Stück Weg vor mir liegt und ich nicht abschätzen kann, wie lange ich bis zum Laufbichelsee brauchen werde, halte ich mich hier nicht auf. Stattdessen setze ich meinen Weg ohne Unterbrechung fort. Da ich inzwischen einige Hundert Meter abgestiegen bin, liegt nun erneut ein kurzer Anstieg vor mir.

Nachdem ich diesen schließlich überwunden habe, taucht zu meiner Linken erneut der Laufbichelsee auf, den ich mehrere Stunden zuvor bereits passiert hatte. Dieses Mal unternehme ich einen Abstecher zum Ufer. Zuvor erreiche ich jedoch das Gipfelkreuz des Koblat.

Gipfel des Koblat

Von hier ist es der Laufbichelsee nur noch einen Steinwurf entfernt. Dessen kühles Wasser wirkt verlockend. Eine Gruppe Studenten badet bereits am Rand des Sees. Ich geselle mich dazu und tauche hinein in das kühle Nass. Ich bleibe in dem eiskalten Wasser bis ich das Gefühl habe, mich genügend abgekühlt zu haben.

Am Laufbichelsee mit Blick auf den Großen Daumen

Das erfrischende Bad hat die Müdigkeit aus den Beinen vertrieben. Durch eine anschließende Pause am Ufer sammle ich neue Kräfte. Schließlich mache ich mich auf den Rückweg zur Nebelhornbahn. Erneut komme ich am Koblatsee vorbei. Kurz zögere ich, ob ich ein weiteres Bad nehmen soll, da die Nachmittagssonne brennt.

Doch dann kommt mir der Gedanke, dass die Nebelhornbahn nur bis am späten Nachmittag zurück ins Tal fährt. Einen langen und kräftezehrenden Abstieg nach Oberstdorf will ich nach dieser mehrstündigen Wanderung bei Hitze und Sonnenschein vermeiden. Daher beschließe ich, ohne weitere Pause zurück zum Höfartsblick zu wandern. Tatsächlich erreiche ich die Station fünf Minuten bevor die letzte Gondel ins Tal fährt.

Einigermaßen erschöpft und sehr zufrieden steige ich in eine halbvolle Gondel, die mich und die anderen Passagiere hinab nach Oberstdorf bringt. Die gemütliche Fahrt mit Blick auf mehrere Gipfeln und das Tal ist der krönende Abschluss einer sehr schönen und gelungenen Wanderung.


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