Eine Bilderreise

Fotos und Text © Michael Metzger, 2022.
Bei sommerlichen Temperaturen in Deutschland begeben wir uns heute auf eine Bilderreise in südlichere Gefilde – mitten hinein in die Hitze Andalusiens im Südwesten von Spanien, angesichts derer selbst der heißeste Sommertag in Deutschland geradezu mild erscheint. Zugleich ist es eine Reise in den südlichsten Teil des europäischen Festlandes.
Mein letzter Besuch in Andalusien liegt nun bereits mehrere Jahre zurück. Doch jede von verschiedenen Reisen hat bleibende Eindrücke hinterlassen, so dass die Erinnerungen daran heute umso lebendiger sind. Die äußerst vielfältige und heute noch auf verschiedene Art erfahrbare Geschichte der Region sowie landschaftliche, klimatische und kulturelle Besonderheiten machen die Region für mich unverwechselbar. Die Geografie Andalusiens zeichnet sich unter anderem durch raue, unbewachsene Berge, karge, stellenweise beinahe wüstenartige Landschaften und die Nähe zum kühlenden Meer aus.



Die Hitze in dieser nahe an Nordafrika gelegenen Region, die nur durch die enge Straße von Gibraltar vom schwarzen Kontinent getrennt wird, bestimmt auch den Tagesablauf der meisten Menschen: In der oft brütenden Mittagshitze verlangsamt das Leben in der Öffentlichkeit sein Tempo merklich. Dieses steigt dann am Abend allerdings wieder rapide an. Die Nächte sind kurz (bzw. lang) – viel kürzer als man es in den meisten Teilen des nördlicheren Europas gewohnt ist.
An Sommerabenden blüht das Leben in den Gassen und Straßen sowie auf den Plätzen der großen andalusischen Städte regelrecht auf. Es wird gesungen, getanzt, getrunken, gegessen und gelacht. Denn erst nachts sind die Temperaturen, nach der Glut der unerbittlichen Mittagshitze, wieder auf einem erträglichen Niveau angekommen.
Auch nach 23 Uhr sind die Straßen in Städten wie Málaga oft noch prall mit Menschen gefüllt: Eltern schlendern mit ihren Kindern Eis essend durch hell beleuchtete Gassen, lokale Straßenmusiker geben ihre Künste zum Besten, junge Menschen stehen und sitzen ausgelassen feiernd vor Bars und Restaurants.
Nächtliche Flamenco-Darbietung in Sevilla:


Obwohl sich ein bedeutender Teil des gesellschaftlichen Lebens in den nächtlichen Stunden abspielt, fangen die Tage früh am Morgen an. Bereits spät in der Nacht manövrieren Fahrzeuge der örtlichen Müllabfuhr gemächlich durch die Straßen, um Überreste, oft wilder, nächtlicher Feiern zu beseitigen. So sind am Morgen, wenn die Menschen wieder ihrem Tagesgeschäft nachgehen, die meisten Spuren der vergangenen Nacht verschwunden.
Morgens ist es in den Gassen noch angenehm kühl – ein idealer Zeitpunkt, um die Fenster in den Häusern weit zu öffnen und frische Morgenluft einströmen zu lassen. Denn spätestens ab Mittag bleiben die Fenster bis zum Abend vielerorts fest verschlossen, ebenso wie Jalousien vor den Fenstern.

Das andalusische Klima bringt die Menschen dazu, sich am Nachmittag nach Möglichkeit in den Schatten der eigenen vier Wände zurückzuziehen, wo möglicherweise ein Ventilator oder eine Klimaanlage für Abkühlung sorgt. Aber auch Strände, die es küstennahen Städten wie Málaga sogar im Innenstadtbereich gibt, ziehen scharenweise Menschen an, die sich im Meer erfrischen und gekühlte Getränke genießen.

In Andalusien begegnen wir baulichen Überresten aus der Römerzeit sowie aus dem „Goldenen Zeitalter“, jener Periode im Mittelalter als unter islamischer Herrschaft die drei abrahamitischen Religionen in Andalusien friedlich koexistierten und die Region ein führendes Zentrum von Philosophie, Wissenschaften, Medizin und Kunst in der damaligen Welt war.


Im andalusischen Córdoba wurde der berühmte jüdische Philosoph, Rechtsgelehrte und Arzt Moses ben Maimon geboren, besser bekannt als Moses Maimonides. Er wirkte im 12. Jahrhundert in Andalusien, das damals Teil einer al-Andalus genannten Provinz im Reich der nordafrikanischen Berber war. Welche herausragende Stellung innerhalb des sephardischen Judentums* dieser einflussreiche Gelehrte einnahm, verdeutlicht das folgende Sprichwort zu Maimonides‘ Ehren:
Von Moses bis Moses gab es keinen wie Moses!
Ausspruch über Moses Maimonides, geboren ca. 1135 in Córdoba, Andalusien
*Als Sepharden oder Sephardim werden die Juden bezeichnet, die bis zu ihrer Vertreibung auf der iberischen Halbinsel lebten bzw. deren Nachkommen.
Das einzigartige Lebensgefühl Andalusiens drückt sich auch in seiner Folklore aus. Der andalusische Flamenco ist ein weltbekannter Teil der künstlerischen Tradition der Region. Selbst heute noch erscheint er mit seinen charakteristischen Tänzen und Liedern beinahe allgegenwärtig in den Städten. Man findet ihn an Straßenecken genauso wie in speziellen Flamenco-Lokalen.
Daher endet diese Bilderreise mit einem Auftritt des in Andalusien geborenen, legendären Flamenco-Gitarristen Paco de Lucia (1947-2014):
Ein Kommentar zu “Andalusien (I)”
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