Eine eindrucksvolle Rundwanderung in den Allgäuer Alpen.
Alle Fotos und Text © Michael Metzger, 2022.
Die heutige Wanderung führt in die Allgäuer Alpen bei Oberstdorf. Sie bietet einiges an Abwechslung: Konditionell anspruchsvolle Aufstiege, herrliche Gipfelaussichten, malerische Bergseen und Schluchten sowie urige Einkehrmöglichkeiten inmitten alpiner Natur. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Tour abzukürzen oder aufzuteilen, je nach verfügbarer Zeit und Kondition.
Für die komplette Wanderung ist eine gute Grundkondition von Vorteil, da auf der beschriebenen Route beim Auf- und Abstieg jeweils ca. 1.200 Höhenmeter zu bewältigen sind. Darüber hinaus ist Trittsicherheit notwendig, obwohl die Tour technisch nicht anspruchsvoll ist. Zwischen Seealpe und Niedereck sind an mehreren Stellen Felsen auf dem Pfad zu überwinden. Beim Abstieg zum Gaisalpsee besteht im Anfangsbereich Ausrutschgefahr, auch bei Trockenheit, da der abschüssige Untergrund an manchen Stellen zum Großteil aus Geröll besteht.
Die beschriebene Wanderung lässt sich bei Bedarf auch abkürzen, indem man mit der Nebelhornbahn zur Seealpe fährt und von dort zum Gipfel des Rubihorn aufsteigt. Statt zum Gaisalpsee abzusteigen kann man außerdem auf dem Rückweg vom Gipfel zur Seealpe zurückkehren und dort (erneut) die Bahn nehmen. Ebenso kann man auch lediglich von Oberstdorf über den Wallrafweg und den Berggasthof Gaisalpe bis zum unteren Gaisalpsee wandern und den Gipfel des Rubihorn von unten bestaunen. Der Weg durch den Faltenbachtobel bis zur Seealpe (und zurück) kann ebenfalls als eigenständige, kurze Wanderung unternommen werden.
Durch den Faltenbachtobel zur Seealpe
Ich beginne die Wanderung am Bahnhof in Oberstdorf. Vom Bahnhofsplatz gehe ich zunächst in die Fußgängerzone in Richtung Nebelhornbahn. Schon nach wenigen Metern biege ich nach links in die Nebelhornstraße ab. Dieser folge ich bis zu einer großen Kreuzung, an der ich links abbiege. An der Kreuzung ist linker Hand ein indisches Restaurant. Nach rechts führt die Nebelhornstraße weiter zur nahegelegenen Nebelhornbahn.
Nun gehe ich ein Stück entlang des Flusses Trettach, bevor ich diesen überquere. Auf diesem Wegstück bietet sich eine schöne Aussicht auf die Schattenberg-Skischanze, die vor dem namensgebenden Schattenberg steht:

Nach Überquerung der Trettach geht es weiter in Richtung Skisprung-Arena. Ich passiere einen Spielplatz und kurz darauf das Skistadion. Hinter dem Stadion steigt der Weg an. Nach wenigen Metern erreiche ich bereits den Faltenbachtobel, in den ich rechter Hand abbiege.
Nun führt mich der Weg auf engen, naturnahen Pfaden durch den eindrucksvollen Tobel. Immer wieder gelange ich auf dem ansteigenden und stellenweise versicherten Weg, der größtenteils durch Wald verläuft, zu sehenswerten Wasserfällen:



Schließlich lasse ich den Faltenbachtobel hinter mir. Nun bin ich bereits kurz vor der Seealpe, wo sich neben einem Berggasthof auf 1280 Höhenmetern auch eine Zwischenstation der Nebelhornbahn befindet. Alternativ ließe sich die Wanderung auch erst hier beginnen. Die Benutzung der Nebelhornbahn ist kostenpflichtig. Eine Bergfahrt zur Seealpe kostet 21 EUR (Stand: Juni 2022).
Für eine Einkehr in der Seealpe ist es für mich noch zu früh. Daher biege ich an der Bergbahnstation links auf den serpentinenartigen Wanderweg zum Rubihorn ab. Dieser steigt bald stärker und, bis zum Niedereck, kontinuierlich an.

Aufstieg von der Seealpe zum Niedereck
Nun folgt der konditionell herausforderndste Abschnitt der Wanderung. Der Weg führt, teils etwas monoton, den Hang hinauf. Erst ist gut befestigt. Nur an einzelnen Stellen muss man über kleinere Felsen klettern, was Trittsicherheit und Gleichgewicht verlangt. Beim Blick zurück zeigen sich der Schattenberg, Oberstdorf und unzählige Alpengipfel. Entlang des Weges wachsen die für die Gegend charakteristischen Allgäuer Latschenkiefern, die einen markanten, würzigen Duft verströmen.
Schließlich habe ich diesen Abschnitt überwunden und erreiche den Niederecksattel auf 1867 Höhenmetern. Hier geht es links weiter zum Rubihorn über den Niederecksattel und nach rechts zum Gaisalphorn, dessen Gipfelkreuz ebenso zu erkennen ist wie der Gipfel des in der Ferne aufragenden Nebelhorn.

Weiter zum Gipfel des Rubihorn
Ich halte mich links und folge dem Grat zum Rubihorngipfel.

Auf dem Weg zum Gipfel des Rubihorn, zweigt der Weg an einer Stelle nach rechts ins Tal ab. Hier werde ich später zum Gaisalpsee absteigen. Kurz bevor ich oben auf dem Rubihorn ankomme, blicke ich noch einmal zurück auf Gaisalphorn und Nebelhorn und staune über die umwerfende Aussicht.

Anschließend erreiche ich den Gipfel, der durch ein Gipfelkreuz auf 1957 Höhenmetern markiert wird. Von hier bietet sich eine spektakuläre Aussicht in alle Himmelsrichtungen. Beispielsweise ist hinter dem Gipfelkreuz die Stadt Sonthofen zu erkennen, ebenso wie der Berg Grünten, der auch als „Wächter“ des Allgäus bezeichnet wird.

Auch Oberstdorf und der Schattenberg, dem die am Ortsrand von Oberstdorf gelegene Skischanze ihren Namen verdankt, sind von hier oben sehr gut zu sehen. Bei besten Sichtverhältnissen zeichnen sich am Horizont zudem zahlreiche Gipfel der Alpen ab.
Nach einer ausgiebigen Pause, bei der ich das Panorama und die Ruhe genieße, die hier oben herrscht, obwohl an diesem Tag noch einige andere Besucher auf dem Gipfel sind, bereite ich mich auf den Abstieg zum unteren Gaisalpsee vor. Dieser ist vom Gipfel bereits problemlos auszumachen. Der obere Gaisalpee ist hingegen nur bei genauem Hinsehen zu erkennen.

Abstieg zum unteren Gaisalpsee
An der zuvor gesehenen Abzweigung verlasse ich den Grat und steige hinunter ins Tal. Die ersten Meter des Abstiegs sind technisch etwas herausfordernder als der Rest der Wanderung, da der Weg hier abschüssig und wenig befestigt ist. Es besteht die Gefahr, abzurutschen sowie von Steinen getroffen zu werden, die andere Wanderer versehentlich lostreten.
Dieser Abschnitt ist jedoch bald passiert und es geht nun auf festerem Untergrund weiter. Kurz vor der Talsohle verlasse ich den Weg, um den unteren Gaisalpsee nochmals von oben, aus einer anderen Perspektive sehen zu können. Rechts vom Weg, kurz vor dem unteren Gaisalpsee, ragt eine markante Felswand auf. Diese umgehe ich, indem ich auf ihrer rechten Seite aufsteige.
Hier bin ich der einzige Wanderer. Der Weg ist teils nur wenig ausgetreten. Dafür komme ich in den Genuss über eine saftig grüne Bergwiese zu gehen und den Gaisalpsee nochmals von oben zu sehen. Zudem gelange ich an eine verlassen wirkende Alpe. Beim Abstieg entsteht dann das folgende Foto.

Schließlich erreiche ich das Seeufer auf 1508 Höhenmetern, wo bereits einige Wanderer rasten. Da die Sonne an diesem Tag fast ungebremst vom Himmel scheint, freue ich mich auf ein wohltuendes Bad im kühlen Bergsee. Ich steige am Rand in den See und schwimme etwas hinaus, um mich im kalten Wasser zu erfrischen.

Zum Berggasthof Gaisalpe
Erfrischt und merklich abgekühlt mache ich mich wenig später auf den Weg zu meiner letzten Station vor der Rückkehr nach Oberstdorf – zum Berggasthof Gaisalpe. Beim Abstieg vom unteren Gaisalpsee sticht ein imposanter Wasserfall ins Auge, der sich auf der Rückseite des Sees ins Tal ergießt:

Der Berggasthof Gaisalpe ist an diesem sonnigen Tag sehr gut besucht. Dennoch finde ich ein schattiges Plätzchen auf der mit Wanderern gefüllten Terrasse, wo der größte Durst mit einem kalten Radler gelöscht werden kann.

Auf dem Wallrafweg zurück nach Oberstdorf
Nach einer erholsamen Pause begebe ich mich auf das letzte Wegstück – den Wallrafweg nach Oberstdorf. Dieser Abschnitt sorgt nach meinem Empfinden für einen sehr schönen Ausklang der Wanderung. Zunächst verläuft der Weg nahezu flach am Berghang entlang und erfordert daher keine besondere Anstrengung mehr. Er führt durch Wälder, an Kuhweiden vorbei und bietet immer wieder erstaunliche Ausblicke ins Tal und auf die Alpengipfel.

Als ich mich schließlich oberhalb von Oberstdorf befinde, beginnt der Weg, sich sanft ins Tal zu senken. Oberstdorf und die Alpen auf dem Weg dorthin fast durchgängig im Blick, komme ich einige Minuten später wieder beim Skistadion in Oberstdorf an, das ich bereits am Morgen passiert hatte. Die Rundwanderung ist damit fast beendet. Zum Abschluss unternehme ich einen gemütlichen Spaziergang durch die Oberstdorfer Fußgängerzone, wo ein reges Treiben herrscht.
Fazit
Die Wanderung ist sehr vielfältig und enthält eine ganze Reihe an Höhepunkten. Es kann sich daher bereits lohnen, nur Teilabschnitte zu absolvieren, falls die komplette Strecke aus zeitlichen oder konditionellen Gründen nicht in Frage kommt. Alleine der Weg durch den Faltenbachtobel, der Wallrafweg oder ein Besuch am unteren Gaisalpsee bieten bereits zahlreiche, faszinierende Eindrücke. Generell ist die Gegend um Oberstdorf immer einen Besuch wert aufgrund ihrer beeindruckenden Natur und der lokalen Lebensart.
Ein Kommentar zu “Rubihorn und unterer Gaisalpsee”
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